Brautechnische Arbeitstagung Mosel Saar Neckar

Aktuelle Themen aus der Brauerei beschäftigten die 60 Mitglieder der Landegruppen Saar und Kurpfalz sowie die Kollegen aus Luxemburg und Bitburg bei der zweitägigen Herbsttagung Saar Mosel Neckar am 20. und 21. Oktober 2023.

Veranstaltungsort war, auf Einladung der Karlsberg Brauerei, die perfekten Räumlichkeiten der „Alten Schlosserei“ in Homburg. Das historische und rustikale Flair wurde mit moderner Veranstaltungs- und Zapftechnik sehr stimmig ergänzt. Das Konzept des Veranstaltungsortes wurde konsequent in allen Bereichen umgesetzt. Selbst die Waschbecken und Lampen wurden aus recycelten Bierfässern innovativ hergestellt.

Einen besseren und stimmigeren Veranstaltungsort für solche Tagungen kann man sich schwer vorstellen.

Das Programm traf auf so großes Interesse, dass nicht nur Teilnehmer der vier veranstaltenden Gruppen, sondern auch Kollegen und Gäste aus anderen Landesgruppen, teilnahmen. Das kurpfälzer Landesgruppenmitglied Lutz Wirsching, inzwischen in Lettland tätig, war wieder mal der Gast mit der weitesten Anreise.

Selbst die teilweise schwierige Verkehrslage auf Straße und Schiene konnte die Interessierten und Gäste nicht von der Teilnahme abhalten.

Bei der offiziellen Begrüßung durch die Landegruppen-Vorsitzenden Walter Bützler und Berthold Klee wurden neben dem Gastgeber auch die Ehrengäste und die Unterstützer der beiden Landesgruppen begrüßt. Von den Hochschulen und Lehranstalten in Trier, Geisenheim und Berlin begrüßte man die Kollegen Prof. Jens Voigt, Prof. Bernd Lindemann und Dr. Josef Fontaine. Besonderen Dank auch an Mathias Lenz von der Brasserie Nationale Bofferding für das langjähriges Engagement für die Landesgruppe Saar.

Alle Geehrten wurden mit einem saarländischen Single Malt Whisky für die langjährige Unterstützung und die Verbundenheit belohnt.

Danach begann der erste Vortrag der Firma Albert Frey mit Raphael Kasper zusammen mit Josef Haas von der Karlsberg Brauerei über den Projektablauf von der ersten Planung bis zur erfolgreichen Umsetzung der neuen KEG-Anlage. Dabei wurde auf das Anforderungsprofil der Brauerei und die letztendliche Umsetzung des Lieferanten eingegangen.

 

Bei der anschließenden Besichtigung der Anlage zeigten sich die Kollegen begeistert von der Großzügigkeit und Servicefreundlichkeit sowie den massiven und technischen Sicherheitsmaßnahmen. Die Anlage ist so variabel geplant, dass der Knickarm-Roboter leicht auf neue Gebinde angelernt werden kann. Die qualitativ hochwertige Ausführung sowie der konsequente Fokus auf hygienegerechter Funktionalität stachen besonders heraus.

Auch das Detail des neuen Bodenbelags mit optimalem Gefälle hätten sich viele Kollegen bei sich gewünscht.

Im Anschluss konnte man sich an sieben Zapfhähnen von der Qualität der Biere und der hygienischen Abfüllung der KEG-Anlage überzeugen.

Beim saarländischen Spezialitäten Büffet mit Spezialitäten wie Dibbelabbes, Gefillde und Leberknödel auf Einladung der Firma Albert Frey aus Wald im Allgäu, konnte man sich dann intensiv austauschen und auch die prall gefüllten Kühlschränke vermittelten einen sehr guten Eindruck von der Vielfalt und Leistungsfähigkeit der Karlsberg Brauerei und deren Mitarbeiter.

Einen ganz besonderen Dank an Markus Meyer und die Karlsberg Brauerei für die herzliche Gastfreundschaft, alle Getränke der beiden Veranstaltungstage und ganz besonders für den allzeit freundlichen und kompetenten Service der drei Damen hinter der Theke!

Nach einer kurzen Nacht begann der Samstag mit einem Vortrag der Firmen Luhe Minerals und SF-Soepenberg zum Thema Kieselgur.

Oliver Pfeiffer präsentierte den Teilnehmern den Abbau, die Aufbereitung sowie Beschaffungswege von Kieselgur. Bekannte Kieselgur-Reserven decken den aktuellen weltweiten Bedarf über alle Industrien, in welchen Kieselgur eingesetzt wird, für ca. 400 Jahre ab. Allein bereits erschlossene Vorkommen in den USA decken das dort produzierte Jahresvolumen für mehr als 300 Jahre ab.

Anschließend bekamen die Teilnehmer von Christian Galaske einen Überblick über die Themen Kieselgur-Analytik, -Handling und moderne Anlagentechnik sowie einen Vergleich der verschiedenen Filtrationstechnologien, der zeigte, dass Kieselgur auch in langer Zukunft ein weiter adäquates Mittel ist, um Bier auf wirtschaftlichste Art glanzfein zu filtrieren.

Den Kreislauf vollendete dann Julian Lohmann mit seinem Vortrag über die nachhaltige Kieselgurschlamm-Verwertung.

Nach dem Vortrag trafen sich die Teilnehmer zum gemeinsamen Gruppenfoto und wurden vom Kollegen Bernd Franzmann gekonnt ins rechte Licht gerückt.

Der zweite Vortrag des Vormittags befasste sich mit einer historischen, aber immer noch aktuellen, Person der Biergeschichte. Dr. Gerd Bender blickte zurück auf das Leben des Leopold Nathan, der, 1864 in Laupheim geboren, vom gelernten Gärtner, über die Hochschulen in Geisenheim und Berlin und das mikrobiologische Labor der Carlsberg Brauerei 1905 zum Mit-Gründer der Hansena Brauerei im saarländischen Geislautern wurde. Das mit ihm verbundene Nathan Gärverfahren war ein beschleunigtes Gär- und Reifungsverfahren, das ohne Lagerkeller auskam und zu seiner Zeit revolutionär war. In der Hansena Brauerei fanden sich Kohlensäurewäsche, zylindrokonische Tanks und Maischefilter! In Deutschland setzte sich das Nathan-Verfahren nicht durch, aber im Ausland feierte es große Erfolge bei Brauerei-Neubauten, da es mit geringeren Investitionskosten auskam. Im Todesjahr von Leopold Nathan 1937 wurden weltweit 2,5 Mio hl Bier nach seinem Verfahren gebraut.

Dank geht an dieser Stelle an Dr. Alexander Brachmann auf dessen Unterlagen und vor allem Fotos Dr. Bender zugreifen durfte.

Dr. Stefan Meyna berichtete in seinem Vortrag dann von den Erfahrungen der Bitburger Brauerei zum Thema Kalthopfung. Die Zugabe von Hopfen nach dem Sudhaus ist eigentlich auch ein altes, aber trotzdem aktuelles Thema. Nach Versuchen mit selbst entwickelten Methoden setzt die Bitburger Brauerei heute den LoopulEx der Banke GmbH ein, um so vollautomatisch, außerhalb der Tanks, mit geringen Bierverlusten im Bypass die Biere mit dem gewünschten Hopfenaroma zu versehen.

Beim anschließenden Mittagessen, gesponsort von der Firma Heuft Systemtechnik, konnten wir uns von der Wirksamkeit des vorgestellten Verfahrens persönlich überzeugen. Dr. Stefan Meyna hatte vier verschiedene Bierproben mitgebracht. Wer noch mit dem Auto nach Hause fahren musste, konnte sich dank der großzügigen Spende, auch noch am Abend zuhause von der Qualität überzeugen.

Passend zur Region gab es eine schmackhafte saarländische Lyoner-Pfanne. Es fehlte nur das von einigen auswärtigen und unkundigen Kollegen erwartete Maggi.

Maurice Treinen, Sebastian Heinemann und Torben Berger von Brasserie Nationale Bofferding gaben den Teilnehmern anschließend Einblicke auf den ca. 280 Thl kleinen Luxemburger Biermarkt und die Entwicklung und Vermarktung eines regionalen Mineralwassers. Die Brauerei suchte eine Möglichkeit sich regional weiter und noch intensiver zu positionieren und da war das Mineralwasser Lodyss die logische Konsequenz, da Bier ja aus ca. 92 % Wasser besteht (Andere sagen 81 % Wasser und 19 % Mehrwertsteuer). Auch die Anforderungen der Verbraucher, wie kein Plastik und ein guter Carbon Footprint sowie die absolute Reinheit ohne Nitrat und Natrium wurden berücksichtigt. Neben einem hohen Marketingaufwand wurde auch massiv in die Technik investiert. Der Umbau der Abfüllanlage wurde in 6 Wochen umgesetzt. Dieser Aufwand wurde belohnt und inzwischen ist das Mineralwasser Lodyss eine Erfolgsgeschichte.

Passend zum Thema Wasser fand den ganzen Tag das frisch gezapfte Karlsberg-Brauwasser, mit und ohne weitere Bier-Rohstoffe, großen Zuspruch, sowohl mit als auch ohne Kohlensäure.

Den pünktlichen Abschluss der Veranstaltung machte Christian Prechtl mit dem aktuellen und auch altbekannten Thema der Eigen-Erzeugung und sparsamen Nutzung von Energie in der Brauindustrie am Beispiel der verschiedenen Projekte in der Bitburger Brauereigruppe.

Seit der ersten Ölkrise in den 1950er Jahren befasste sich die Bitburger Brauerei mit dem sparsamen Einsatz von Energie. Nach dem Neubau der Braustätte Süd in den 1980er Jahren wurden z.B. im Sudhaus ein ORC-Prozess integriert, ab 1986 mittels Wärmepumpen und einem eigenen Fernwärmenetz der Brauerei die umliegende US-Housing mit insgesamt 1.200 Wohnungen beheizt. Auch an den anderen Standorten der Brauereigruppe werden Kraft-Wärme-Kopplungen oder Photovoltaik-Anlagen eingesetzt. Vor dem Hintergrund der Reduzierung der CO2-Emissionen, gibt es aktuelle Überlegungen zu einem Biomasse-Heizkraftwerk sowie Beteiligungen an einem Windpark als auch einer Freiflächen PV-Anlage. Auch der Einsatz von zwei Hochtemperatur-Wärmepumpen in der zentralen Kälteanlage ist mittlerweile beschlossene Sache. Bei allen Überlegungen spielen die Amortisationszeit und eine mögliche Förderung natürlich eine große Rolle. Mit allen Maßnahmen versucht die Brauereigruppe den physikalischen CO2-Ausstoss weiter zu senken und die Abhängigkeit von den immer teurer werdenden Energieversorgern zu reduzieren. Mit einem Energiemix möchte man flexibel auf die gerade aktuellen Herausforderungen reagieren können.

Mit diesem überaus interessanten und inspirierenden Vortrag endete dann die erste „Brautechnische Arbeitstagung Mosel Saar Neckar“.

Die beiden Vorsitzenden der Landesgruppen Saar und Kurpfalz Walter Bützler und Berthold Klee, sprachen dann das Schlusswort, bedankten sich ganz herzlich bei den Sponsoren (den Firmen Albert Frey, Eisemann Hopfen, Heuft Systemtechnik und Luhe Minerals) den Referenten und natürlich auch bei den Gästen und ganz besonders beim Gastgeber und Sponsor, der Karlsberg Brauerei!

Den Ausklang bildeten dann noch gemeinsame Diskussionen und der Austausch über das Gehörte. Danach traten die Teilnehmer den Heimweg an, nicht ohne ein Fahrbier, einem abschließenden Geschenk unseres großzügigen Gastgebers, ein schmackhaftes Bockbier der Karlsberg Brauerei.

Fazit: Großartige Vorträge, sympathische Kollegen, fantastischer Service (Danke an Julia, Luisa, Lisa) und die Erkenntnis, dass viele Themen alt und doch aktuell sind. So wie die ganze Branche und unser aller liebstes Getränk.

Olaf Reiß

Eindrücke

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