Flora, Fauna, Cerevisia – Familientag an der Müritz

Luftkurort und Heilbad, größter Binnensee innerhalb Deutschlands, Nationalpark. Natur ist hier ein Pfund, mit welchem man wuchern kann. Das Ziel unseres Familientages ist Waren an der Müritz. Gelegen im mit Abstand größten Landkreis Deutschlands. Der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte ist flächenmäßig doppelt so groß wie das Saarland allerdings nur mit einem Viertel an Einwohnern. Hier kann man sich noch aus dem Weg gehen, wenn man es denn will. Wir wollen das heute naturgemäß nicht und treffen uns  Samstag dem 23. Juli bei strahlendem Sonnenschein vor den Toren des Müritzeums. Einige der 40 Teilnehmer erreichen den Treffpunkt etwas verspätet bedingt durch die sommerlichen 9-Euro-Abenteuer-Touren der Bahn.

Das Müritzeum ist das Natur-Erlebnis-Zentrum der gewässerreichen Region rund um die Müritz. Die Anfänge mit ersten Schauaquarien reichen vierzig Jahre zurück. Heute beherbergt die Erlebniswelt auf über 2.000 m² Deutschlands größte Aquarienlandschaft für heimische Süßwasserfische, eine Ausstellung zur Wald-, Vogel- und Wasserwelt, einen Museumsgarten sowie die Naturhistorischen Landessammlungen für Mecklenburg-Vorpommern. Die Schönheiten und Besonderheiten der Mecklenburgischen Seenplatte und des Müritz-Nationalparks mit seinen Gewässern, Tieren und Pflanzen werden hier im Haus der 1000 Seen in multimedialen und interaktiven Ausstellungsräumen erlebbar gemacht.

Unsere gebuchte Führung benötigt gut zwei Stunden für den Rundgang und so kommen wir klüger aus den Ausstellungen wieder heraus, als wir hineingegangen sind.

Tourismus stellt für die Region ein entscheidendes wirtschaftliches Standbein dar. Doch Waren hat nicht nur Natur. An Industriebetrieben ist das Wellpappenwerk von Smurfit Kappa zu nennen oder die Mecklenburger Metallguss. Hier wurden die bisher weltweit größten Schiffspropeller gefertigt und treiben Schiffe auf allen Ozeanen an. Leider befindet sich der Traditionsbetrieb selbst auch gerade in sehr schwerem Fahrwasser aufgrund der extremen Turbulenzen am Energiemarkt.

Lebensmittelherstellung spielt in Waren auch eine nicht unbedeutende Rolle. Möwe Eierteigwaren (Pasta und Nudeln), Müritz-Milch (Käse), die Mecklenburger Backstuben oder die Müritzfischer als größter Binnenfischereibetrieb Deutschlands sind wichtige Beispiele für die regionale Lebensmittel-Wirtschaft. Leider gibt es auch Betriebsstilllegungen nach jahrzehntelangen Produktionsperioden. Die Fleisch- (Nölke 2015) und Fischverarbeitung (Friedrichs 2022) spielen jetzt keine große Rolle mehr.

Wir verbinden das Angenehme mit dem Nützlichen und besuchen einen regionalen Getreideveredler: das Brauhaus Müritz! Biersommelier Rico Reschke ist Inhaber der Hausbrauerei und des zugehörigen Hotels. Nach einer Stärkung mittels eines zünftigen Spanferkelessens und mit den drei im Ausschank befindlichen Bieren können wir mehr über die Geschichte des Hauses und im Speziellen der kleinen und feinen Brauanlage auf einer Besichtigungstour von Rico erfahren. Das Hotelgebäude stammt aus einer Zeit, als Pferde und Schusters Rappen die einzigen Möglichkeiten der Fortbewegung und der Mobilität waren. Hier betrieben damals die Warener Posthalterei sowie ein Wirtshaus ihr Geschäft.

Das Brauhaus ist in unmittelbarer Nähe aus einer 1957 eingeweihten Kegelbahn entstanden und sorgt seit 2008 dafür, dass die Zapfhähne der eigenen Gastronomie immer mit ausreichend Nachschub versorgt sind. Der Standort dieses Ensembles aus Hotel, Restaurant, Brauerei, Biergarten, Bundeskegelbahn und Bootsverleih ist das südwestliche Ufer des Tiefwarensees mit direkter Anbindung an Radwanderweg und Eiszeitlehrpfad. Also ideal für die wechselweise Ausübung von Aktivität und Erholung. Der Fokus für uns liegt heute eindeutig auf Entspannung. Ein schöner Ort zum Verweilen. Und kurze Wege! Der Hafen, die Altstadt, das Müritzeum – alles ist fußläufig erreich- und erkundbar. Wer Waren noch nicht kennt, sollte auf dem Weg zur Ostseeküste unbedingt einen Zwischenstopp einplanen. Es lohnt sich!

Autor: Frank Lucas

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