Heute mit Köpfchen: Die Bier-Likedeeler

Heute mit Köpfchen: Die Bier-Likedeeler

Kurz vor Jahresende wurde es für unsere Landesgruppe Zeit, unserem pommerschen Landesteil mal wieder einen Besuch abzustatten. Nach der letzten Stippvisite im Frühjahr 2016 zum Familientag bei der Rügener Insel-Brauerei blieben wir diesmal in Sichtweite zur Insel auf dem Festland. Unser Gastgeber am letzten Novembertag war die Störtebeker Braumanufaktur in der Unesco-Welterbestadt Stralsund. Für Bierenthusiasten bietet die Region zu beiden Seiten des Strelasunds von Jahr zu Jahr mehr Entdeckungen. Der traditionelle Brauereistandort auf der Franzenshöhe firmiert inzwischen als Störtebeker Brauquartier und hat sich zu einer Biererlebniswelt entwickelt. Neben den zahlreichen Brauspezialitäten können sich Besucher und Gäste auf weitere vielfältige Entdeckungen freuen. Regelmäßige Brauereiführungen, Biersommelier-Abende, Menüs mit Bierbegleitung, Genussverkostungen und eine bierorientierte regionale Kulinarik im Braugasthaus gehören ebenso dazu wie eigener Whisky und Bierbrand sowie das umfangreiche Sortiment des Brauereimarktes. Im Veranstaltungszentrum „Alte Brauerei“ finden neben anderen kulturellen Highlights auch bierspezifische Großveranstaltungen statt, so wie jüngst die 2. Deutsche Meisterschaft der Hobbybrauer – ein wahres Bierfestival. Die notwendige Expertise für die Erlebbarkeit von Bierkultur befindet sich im eigenen Haus. Brauer, Braumeister, Biersommeliers und Bierbotschafter steigern hier gemeinsam den Stellenwert unseres traditionsreichen Kulturgutes. Mit Pressesprecherin Elisa Raus stellen die Bierexperten aus der Hansestadt die derzeit beste deutsche Biersommeliére. Durch den bronzenen Rang beim Finale der kürzlich ausgetragenen Deutschen Meisterschaften in Nürnberg wurde ihre Bierkompetenz durch eine Fachjury bestätigt. Im September 2019 wird sie dann an der WM der Biersommeliers im italienischen Rimini teilnehmen, gemeinsam mit Herstellungsleiter und Biersommelier Christoph Puttnies, dem Deutschen Vizemeister von 2017.
Christoph war es auch, der unsere Landesgruppe durch die Brauerei führte. Eindrucksvoll wurden uns auf dem Rundgang die Veränderungen seit unserem letzten Besuch im Mai 2015 anlässlich des MV-Bierfestivals vor Augen geführt. Beginnend bei den Rohstoffen ist jetzt ein weiterer Brunnen sowie ein neues Malzhaus mit angeschlossener Schroterei in Betrieb. So kann die Vielfalt der erforderlichen Malze insbesondere auch im Bio-Bereich wesentlich einfacher beherrscht werden. Parallel dazu hat auch das Sudhaus eine Erweiterung erfahren. Zu Maischepfannen, Läuterbottich und Vorlauftank hat sich jeweils ein Geschwistergefäß dazugesellt, so dass bei der Würzepfanne die Leerstandszeit verkürzt und die Sudfolge erhöht werden konnte.
Im Gärkeller ist der Neubau, welcher 2015 noch Baustelle war, mit insgesamt 16 neuen ZKT´s vollendet worden. Drei weitere Drucktanks haben die Kapazität im Drucktankkeller auf jetzt 10 Gefäße erweitert. Neu sind die Tiefkühlanlage zur Herstellung der Eisbock-Biere sowie eine Entalkoholisierungsanlage, die derzeit eingefahren wird.
In der Abfüllhalle nimmt eine neue Etikettiermaschine breiten Raum ein. Mit diesem Aggregat ist die Umsetzung eines neuen Flaschendesigns möglich geworden, welches 2018 mit dem World Star Packaging Award ausgezeichnet wurde.
Vom Dach der Abfüllhalle sind die gewaltigen weiteren Erweiterungsmaßnahmen auf dem Gelände des Brauquartiers sichtbar. Ein neues Logistik- und Verpackungszentrum ist am Entstehen, gepaart mit einer neuen Abfüllhalle inklusive neuer Abfülltechnik. Hier wird der Steigerung des Ausstoßes Rechnung getragen. Störtebeker hat sich als nationale Marke etabliert und dieses Jahr kommt die 250.000-hl-Schallmauer in Sichtweite.
Unser Rundgang endete im Alten Maschinensaal. Nach den verbandsinternen Mitteilungen und Informationen unseres Landesgruppenvorsitzenden Uwe Kästner war Gelegenheit, die Kombinationsfähigkeit der Störtebeker Brauspezialitäten mit erlesenen Speisen in der Praxis zu erproben. Küchenchef Marko Vooth hat sich als Herr der Töpfe und Pfannen beim sehr delikaten Buffet wahrlich nicht lumpen lassen. So wurde die gesamte Palette der mehr als zwanzig derzeitigen Biere beginnend bei den drei alkoholfreien bis hin zum Quartett der Eisböcke einer Bewertung unterzogen. Insbesondere bei Letzteren hatte sich klugerweise das Ritual des Teilens durchgesetzt: die Flaschen wurden mit den Kollegen jeweils in kleinere Verkostungs-Mengen aufgeteilt, um auch ja kein Bier zu verpassen. Ganz im Sinne des historischen Störtebeker und seiner Mannen, welche als „Likedeeler“ („Gleichteiler“) auf Nord- und Ostsee unterwegs waren. Dieses Treiben wurde damals bekanntlich durch die Axt des Scharfrichters auf dem Hamburger Grasbrook abrupt beendet. In unmittelbarer Nähe zur einstigen Richtstatt hat seit zwei Jahren eine Art Wiederauferstehung stattgefunden. In der Gastronomie „Störtebeker Elbphilharmonie“ werden sein Name und die damit verknüpften Brauspezialitäten vom Sund wieder in alle Welt hinausgetragen. Zum freien Geist der damaligen Kaperfahrer passt auch die heutige Mitgliedschaft im Werteverbund „Freie Brauer“.
Der gelungene Abend in Stralsund ging zu Ende, ohne dass heute jemand kopflos wurde – trotz Eisbock! Unsere Landesgruppe bedankt sich für die herzliche Gastfreundschaft insbesondere bei Christoph Puttnies, der die Veranstaltung organisiert und betreut hatte sowie nicht zuletzt bei Inhaber Jürgen Nordmann als einladendem Gastgeber.

Frank Lucas

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