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31. Juli 2023 Ralph Barnstein Mecklenburg-Vorpommern
Inhaber Martin Neumann bei seinen Ausführungen
Hobby und Passion
Das Frühjahr steht im biologischen Jahreszeitenzyklus für den Beginn von Aktivität, Wachstum und Aufblühen. Wirtschaftliche Zyklen erstrecken sich über längere Zeiträume. Die heimische Brauereilandschaft unterliegt ebensolchen Metamorphosen. So hat sich die Anzahl aktiv betriebener Braustätten in Mecklenburg-Vorpommern laut Brauer-Bund in den letzten 25 Jahren mehr als verdoppelt. Zwei Dutzend Brauereien wurden für 2022 registriert. Das jüngste Kind dieser Entwicklung liegt in Mönchhagen. Der für das Aufblühen im Frühjahr notwendige Regen begleitet uns dort am letzten Märztag bei unserer Stippvisite mit 23 Mitgliedern aus der Landesgruppe in der
„Ersten Mænnerhobby GmbH“. Die etwas ausgefallene Namensgebung lässt den Rückschluss auf eine Garagen-Gründung zu. Damit liegen wir genau richtig. Den Ursprung bilden Spirituosen. Gründer und Chef des Ganzen ist Martin Neumann, der seinerzeit im Onlinehandel hochwertiger Tabakwaren zuhause war. Seine Schnapsidee setzt er seit 2014 um. Zeitgeistige Unterstellungen von Frauendiskriminierung bezüglich des Firmennamens kann Martin hanseatisch gelassen an sich abperlen lassen, da die Namensvergabe durch eine Frau erfolgte. Es ist seine Ehefrau Katharina, welche aufgrund anfänglicher Überredungskünste das Projekt von Beginn an mitträgt.
Im heimischen Klein Kussewitz startet die Herstellung mit einer 250-l-Geistblase der Fa. Kothe inklusive einer Verstärkerkolonne. Das erste Destillat ist ein Kümmel. Eine bewusste Entscheidung für eine traditionsreiche und in der Region verwurzelten Spirituose (also der berühmte norddeutsche „Koem“ – plattdeutsch für Kümmel). Erste Auszeichnungen für den „Kaland-Kümmel“ sind den Destillations-Autodidakten Ansporn und Bestätigung, auf dem richtigen Weg zu sein. Es folgen Geiste und Liköre, die Schlagzahl erhöht sich. Eine 600-l-Verschlussbrennerei gibt 2019 den Startschuss für eigene Brände aus Maischen und Melassen. Neben Gin sind jetzt auch Rum, Korn und Wodka möglich. Für Korn-Maischen wird ein kombinierter Maisch- und Läuterbottich angeschafft, jedoch vorerst nicht in Betrieb genommen. Denn in Klein Kussewitz ist eines reichlich vorhanden: kein Platz! Daher erfolgt 2022 der Umzug nach Mönchhagen. Die Attraktivität dieses Standortes vor den Toren Rostocks ist mit „Mænnerhobby“ zweifellos nochmal gestiegen. Befindet sich doch in unmittelbarer Nachbarschaft „Karls Erlebnisdorf“ - das Erfolgskonzept rund um die Erdbeere von Unternehmer Robert Dahl. Man kennt und schätzt sich – und hilft sich.
Blick auf die 1000-l-Geistblase
Eine weitere Geistblase mit 1000 l Inhalt gesellt sich im Neubau zur vorhandenen Technik und die Maischefertigung für Kornbrände wird aus dem Dornröschenschlaf befreit und in Betrieb genommen. Doch halt! Das ist doch eigentlich schon eine „halbe Brauerei“! Warum nicht das Fehlende ergänzen und eigenes Bier brauen? Gedacht, getan! Martin Neumann ist ein Macher durch und durch und stellt sich neuen Herausforderungen. Das Ergebnis ist seit Oktober direkt an der B 105 in Mönchhagen zu bestaunen.
Im Inneren des neu errichteten Hallengebäudes vermittelt sich eine angenehme Wärme durch Lichtkonzept und Holz-Interieur. Es beherbergt Brennerei, Brauerei, Gastronomie und Hofladen. Alles in einem einzigen Raum mit der beeindruckenden gefühlten Größe einer Kathedrale. Wenn man diese Metapher weiterspinnt, dann werden wir gerade durch den Bischof in Person von Martin durch die heiligen Hallen geführt. Mit Unterstützung von Braumeister Carl Koch, seinem Kaplan. Für Freunde der geistreichen Kunst des Brennens und Brauens ist hier in der Tat eine Stätte zum Niederknien entstanden. Mit drei Altären in Form kupferner Brennblasen. Der Messwein wird in Form von sechzig verschiedenen Spirituosen und fünf dauerhaft erhältlichen Bieren plus saisonalen Brauspezialitäten verabreicht. Diese bilden das Kerngeschäft neben der Vor-Ort-Gastronomie. Beeindruckend!
Carl ist in Schleswig-Holstein aufgewachsen und nach seiner vorherigen beruflichen Station in Norwegen jetzt in Mecklenburg heimisch. Er führt uns in die Details seiner Brauanlage ein.
Das BrauKon-Projekt mit Sudgrößen von 30 hl besteht aus einem 3-Geräte-Sudwerk und den zugehörigen Tanks für Bier und Brennmaische. Nicht zu vergessen Malzsilos und Schroterei. Die ohnehin erforderliche Medien-Infrastruktur für die Brennerei wird durch den Braubetrieb mit genutzt. Dampf, Wasser, Abwasser, Strom, Kälteerzeugung. Abgefüllt wird unfiltriertes Fass- und Flaschenbier. Sehr zum Wohl! Ein Glas Pale Ale fokussiert uns auf den folgenden Fachvortrag durch unser Fördermitglied Steffen Zech von Paramelt, einem Global Player im Bereich Wachse, Klebstoffe und Spezialdispersionen – auch im Lebensmittelbereich.
In Richtung Abend dürfen wir noch die Gastronomie vor Ort in Form einer reich gedeckten rustikalen Holztafel in der Praxis testen. Mit dem nachfolgenden Einkauf für zuhause ist das Erlebnis dann komplett.
Wir danken dem Mænnerhobby-Team um Martin Neumann und Carl Koch sowie Dispersionsspezialist Steffen Zech für dieses überaus aufschluss- und lehrreiche Vereinstreffen.
Frank Lucas
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