Foto: vlnr.: Walter König, Tobias Zollo, Martin Neubert,…
22. Juli 2022 Gregor Schneider Berlin-Brandenburg
Der diesjährige Sommerausflug führte 34 Erwachsene und 1 Kind auf eine Entdeckungstour durch eine über 100-jährige Mälzerei-Geschichte. Im Berliner Stadtteil Tempelhof-Schöneberg liegt das einzigartige Gebäudeensemble der ehemaligen Mälzerei, deren Bau im Jahr 1914 durch die Schultheiss Brauerei AG beschlossen wurde. Der Architekt Richard Schlüter entwarf für Schultheiss die größte Malzfabrik Europas. Sie entstand in nur drei Jahren zwischen 1914 und 1917, während des Ersten Weltkriegs. Die zeremonielle Eröffnung der mechanischen Tennenmälzerei erfolgte kriegsbedingt erst im Jahr 1921. Es dauerte weitere 5 Jahre bis zur Aufnahme der mechanisierten Großproduktion. Der Gebäudekomplex fasziniert noch bis heute durch teils unberührte Industrieanlagen, verklinkerte Gewerbegebäude, vier imposante Darrhauben und breite Fahrstraßen. Gerade die vier Darrhauben, die während der seit 2009 durchgeführten Sanierungsarbeiten abgebaut, überholt und wieder aufgesetzt wurden, sind bis heute der Hingucker auf dem Produktionsgebäude. Sie sind ständig in Bewegung, denn sie drehen sich mit der Windrichtung. Wenige Jahre nach der Stilllegung 1998 entdecken Künstler und Kreative das Areal als Veranstaltungsfläche. So gab es von 2001 bis 2007 eine Zwischennutzung durch den KitKatClub. Seit 2005 gehört das Gelände einem Schweizer Investor. Neben der Deutschen Stiftung Denkmalschutz beteiligen sich das Landesdenkmalamt Berlin und mit einem großen Anteil der Eigentümer an den Restaurierungsmaßnahmen.
Der Landesgruppenvorsitzende, Jens Kemmel begrüßte auf dem Außengelände die Teilnehmer und richtete seinen Dank an die Berliner-Kindl-Schultheiss Brauerei als Sponsor sowie an Vorstandsmitglied Jens Krtschmarsch für die Organisation der Veranstaltung.
Unter der Leitung von Herrn Domenic Pouché von tunneltours begab sich die Gruppe auf eine spannende Entdeckungsreise quer durch die 100-jährige Geschichte der Mälzerei. Zuerst galt es, über das Treppenhaus die 5. Etage des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes zu erklimmen. Früher wurde eben bis in diese 5. Etage mittels Becherwerken die Gerste gefördert und anschließend im freien Fall über Rohre der Reinigungsmaschine zugeführt. Die Gerstensilos reichten von der 5. Etage bis ins 2. Kellergeschoss. Das Weichhaus ist noch im Originalzustand vorhanden. Ebenfalls vorhanden sind die 4 Stück 2-Hordendarren. In diesem alten Teil der Mälzerei, der bis 1988 betrieben wurde, sind noch die meisten Ausrüstungsgegenstände vorhanden. Ab Mitte der 1950-iger Jahre wurde in einem neueren Gebäudeteil die Mälzerei als Kastenmälzerei ausgebaut und bis 1996 betrieben. Diese Ausrüstungsgegenstände der Kastenmälzerei wurden anschließend ausgebaut und verkauft, sodass die größtenteils fensterlosen Räumlichkeiten heutzutage leer sind. Um auch in diesen dunklen Räumen etwas zu sehen, wurde jeder Teilnehmer während des Rundgangs mit einer Taschenlampe ausgestattet.
Nach dem überaus informativen Rundgang durch die alten Gemäuer bedankte sich Kemmel bei Pouché mit einem Fachbuch über die die Brau- und Malzindustrie in Deutschland-Ost zwischen 1945 und 1989.
Jürgen Richter
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