Tagebaurestloch trifft Landschaftspark im englischen Stil

Der Familientag der LG Sachsen fand am 08.10.2022 statt. Das Programm hätte gegensätzlicher nicht sein können. Eine Tagebaulandschaft und einen Landschaftspark, der seit 2004 Weltkulturerbe ist, an einem Tag zu besuchen, das ist wahrscheinlich nicht alltäglich.

Zentraler Punkt des Ausfluges war die Gaststätte „Zur Linde“ in Krauschwitz in der Oberlausitz. Von da aus, erreichten die Teilnehmer der Veranstaltung per Pedes den Haltepunkt der Waldeisenbahn Muskau.

Nach der Begrüßung durch den Lokführer, nahmen wir in den offenen Waggons Platz. Das Herbstwetter hätte nicht besser sein können. Die Fahrt auf Schmalspurschienen mit 600 mm Spurweite führte uns durch den Wald bei Weisswasser an den Rand des Braunkohlentagebaus Nochten.

Personentransporte sind bei der Waldeisenbahn seit 1990 möglich, früher diente die Bahn dem Transport von Ton, Lehm und Holz. Jetzt ist sie eine touristische Attraktion, die gern genutzt wird. Sie verbindet u.a. den Fürst Pückler Park in Bad Muskau mit dem Rhododendronpark in Kromlau.

Wir hatten uns für die Fahrt zur Endhaltestelle am „Schweren Berg“ entschieden. Dort befindet sich ein 30 m hoher Aussichtsturm, der Blicke über den Tagebau Nochten bis zum Kraftwerk Boxberg ermöglicht. Die meisten Teilnehmer haben es sich nicht nehmen lassen, über 166 Stufen die obere Plattform zu erklimmen. Von dort aus sieht man den Dampf, der aus den Kühltürmen des Kraftwerkes aufsteigt, ebenso wie zugeschüttete, ausgekohlte Flächen. Viel zartes Grün zeigt, dass die Rekultivierung ist in vollem Gange ist. Im, zum Aussichtsturm gehörenden Informationszentrum, sahen wir einen Dokumentarfilm über modernen hochautomatisierten Braunkohleabbau.

Bei allen Diskussionen über die Zukunft der Braunkohleverstromung hatten wir den Eindruck, dass sie gerade jetzt immer noch ein wichtiger Bestandteil der Stromerzeugung in unserem Land ist, auch wenn die Ablösung durch alternative Energieträger immer näher rückt.

Die Eisenbahnfreunde unter uns sind voll auf Ihre Kosten gekommen, wurde der Zug doch von einer historischen Diesellok vom Typ V10C gezogen.

In der Gaststätte „Zur Linde“ in Krauschwitz gab es dann ein gutes reichhaltiges Mittagessen. Bemerkenswert ist, dass das Wirtshaus fünf verschiedene Biersorten als Fassbier anbietet.

Der nächste Programmpunkt war eine zweistündige Führung durch den Fürst Pückler Park in Bad Muskau. Es ist mit 830 ha Fläche der größte Landschaftspark im englischen Stil auf dem europäischen Kontinent außerhalb Großbritanniens, der sich grenzüberschreitend auf dem Territorium von Deutschland und Polen befindet. Die Parkführerin informierte uns über die Entstehung des Parks, zeigte uns die schönsten Sichtachsen und erzählte uns auch Anekdoten aus dem Leben Fürst Pücklers.

So wissen wir nun, dass er an der Produktentwicklung des berühmten Fürst Pückler Eises nicht beteiligt war. Nur zur besseren Vermarktung der halbgefrorenen Spezialität durfte es seinen Namen tragen. Was er sich aber, der ständig in Geldnot war, so die Überlieferung, auch gut bezahlen ließ.

Interessant ist ebenfalls, dass Fürst Pückler ein Freund des Bieres war. Besonders die Biere böhmischer Brauart sollen ihm gut gemundet haben. Und zwar so gut, dass er sich vom Baumeister Ludwig Persius, einem Schüler von Karl Friedrich Schinkel, 1844 eine Brauerei errichten ließ. Bis 1974 wurde in Bad Muskau Bier gebraut.

Es gibt Pläne, die Brauereitradition in Form einer Gaststättenbrauerei wieder aufleben zu lassen.

Zurück in Krauschwitz wurde in der Gaststätte „Zur Linde“ zum Abschied mit einem frischgezapften Fassbier angestoßen. Die anwesenden Mitglieder der Landesgruppe Sachsen mit Ihren Partnerinnen und Partnern waren sich einig, dass es ein sehr schöner Familientag war und auch Petrus ein Freund des DBMB sein muss.

Wir bedanken uns nochmals herzlich bei den Wirtsleuten der Gaststätte und Pension „Zur Linde“ in Krauschwitz Ute Dominikowski und Dr. Heinz-Michael Anger.

Matthias Ortelt

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