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31. Juli 2023 Ralph Barnstein Mecklenburg-Vorpommern
Vielfalt en gros
Diversität und Vielfalt. Eine mittlerweile inflationär verwendete Begrifflichkeit in vielen Bereichen. Häufig ideologisch aufgeladen und dadurch entwertet und der Beliebigkeit preisgegeben. Brauer und Brenner in Mecklenburg – Vorpommern können sie in ihren ureigensten Bereichen dagegen mit ursprünglicher Bedeutung und Inhalt füllen. Haben wir doch nach wie vor eine weiter wachsende Vielfalt an heimischen Bieren und Destillaten zu verzeichnen. Unser voriges Vereinstreffen in Mönchhagen hat uns das plastisch vor Augen geführt: 60 verschiedene Spirituosen! Ein Schock. Nicht im medizinischen Sinne sondern als veraltetes Zählmaß des Duodezimalsystems mit der Zwölf (ein Dutzend) als Grundlage. Fünf Dutzend sind ein Schock, also ganz einfach 60 Stück. Zwölf Dutzend bilden das Gros. Wer viel zu aufzubieten hat, hat es „en gros“.
Allein im Landkreis Vorpommern-Rügen findet der interessierte Bierfreund auf Festland und Insel ein Schock verschiedener Biere. Ein maßgeblicher Akteur der Vielfalt ist hier die Störtebeker Braumanufaktur in Stralsund. Ausrichter der jüngsten VLB-Frühjahrs- und Logistiktagung und heutiger Gastgeber unseres Vereinstreffens.
Unsere Landesgruppe ist gern gesehener Gast – das ist jedes Mal wieder spürbar. Mit 22 interessierten Teilnehmern sind wir angereist, um uns in die Obhut von Landesgruppenmitglied Julian Walker zu begeben. Julian ist seit 2022 im Unternehmen, seines Zeichens Braumeister und verantwortet die Herstellung. Auf unserem Rundgang werden wir Zeugen der enormen Entwicklung im Störtebeker Brauquartier. Noch gut haben wir die Bilder von unserem letzten Besuch vor fünf Jahren vor Augen, so dass wir uns jetzt im Abgleich insbesondere auf die Neuerungen fokussieren.
Im Sudhaus ist Zuwachs zu verzeichnen. Eine zweite Würzepfanne inklusive Würzekühlung sorgt dafür, dass jetzt bis zu 16 Sude á 120 hl pro Tag realisiert werden können. Im Zuge dieser Erweiterungen sind die dafür notwendigen Brauwasserreserven in Form eines neuen Wasserhauses mit der entsprechenden Tankausstattung von 4x 200m³ umgesetzt worden. Dem Sudhaus nachgelagert muss diese gesteigerte Würze- und Biermenge auch verarbeitet werden können. Folgerichtig sind hier an neuer Technik ein zweiter Separator und ein neuer Drucktankkeller zu registrieren.
Highlight unserer Tour ist mit Sicherheit das neue Abfüll- und Logistikzentrum inklusive Hochregallager. Generalauftragnehmer Krones hat hier etwas mit beeindruckenden Dimensionen erschaffen. Eine Abfüllanlage mit integrierter Mehrstückverpackung und Tunnelpasteur wappnet Störtebeker mit einer Vielzahl von Optionen, um auf wandelnde Anforderungen des Marktes reagieren zu können. Mit 34.000 abgefüllten Mehrwegflaschen in der Stunde ist dafür gesorgt, dass die Leistungssteigerung in der Herstellung entsprechend abfüllseitig verarbeitet werden kann. Die Abfüllhalle ist großzügig gestaltet und bietet genügend Platz, um bei Erfordernis eine zweite Anlage in derselben Dimension gespiegelt errichten zu können.
Wir betreten das vollautomatisierte Hochregallager und bemerken einen leichten angenehmen Duft nach frisch geschlagenem Holz. Dieser rührt von zahlreichen Neupaletten her, welche sich im Lager befinden. Aufgrund der Automatisation werden im Vorfeld sämtliche beschädigten bzw. nicht maßhaltigen Paletten maschinell aussortiert. Eine Vorbedingung für den reibungslosen IT-gesteuerten Warenverkehr innerhalb des Riesenskeletts aus Stahl mit seinen 30.000 Stellplätzen. Voll- und Leergut von Flaschen und Fässern sowie Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe finden hier zielsicher ihren Platz und werden auf Anforderung ebenso zielsicher wieder entnommen. Allein die Höhe des Gebäudes ist beeindruckend. Es sticht schon ins Auge, wenn man auf der Rügenbrücke von der Insel nach Stralsund einfährt, selbst wenn die nachbarschaftliche Schiffbauhalle der Werft noch größere Ausmaße hat. Auf jeden Fall hat dieser Bau Stralsunds Silhouette etwas verändert.
Aus dem jüngsten Gebäude geht es jetzt im Kontrast dazu direkt in den ältesten Teil der Brauerei. Im ehemaligen Maschinensaal aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert folgt eine handfeste Stärkung sowie der Praxisteil in Bezug auf die eingangs thematisierte Vielfalt der Brauer und Brenner. Denn auch im Spirtuosenbereich ist Störtebeker aktiv. Die Störtebeker Brennerei auf dem Mönchgut als südöstlichster Zipfel der Insel Rügen behalten wir Hinterkopf als mit Sicherheit lohnendes Ziel auch für unsere Landesgruppe. Für heute gilt zunächst unser herzlichster Dank Julian Walker als umsorgender Begleiter durch das Unternehmen, Christoph Puttnies als Organisator der heutigen Veranstaltung und der Familie Jürgen Nordmann als freigiebige Gastgeber für unsere Landesgruppe.
Frank Lucas
05.05.2023
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